Zum „Tag gegen das Vergessen“, an dem jährlich der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 gedacht wird, hat das BORUSSEUM am 25. Januar 2024 zu einer Erinnerungsveranstaltung eingeladen. Rolf Fischer und Katharina Wojatzek stellten vor 120 Zuschauern ihre Studie „Borussia Dortmund in der Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945“ vor.
Im Jahr 2020 hatte Borussia Dortmund angekündigt, die Rolle des Vereins zur Zeit des Nationalsozialismus wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Die Historiker Rolf Fischer und Katharina Wojatzek haben anschließend auf der Grundlage aller überlieferten Dokumente das Verhalten von Funktionären und Spielern untersucht. Die Ergebnisse und wichtigsten Erkenntnisse ihrer jetzt vorliegenden Studie „Borussia Dortmund in der Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945“ haben sie am Donnerstagabend im BORUSSEUM vorgestellt.
Die Nationalsozialisten erkannten rasch die gesellschaftliche Bedeutung des Sports. Gleich nachdem sie im Januar 1933 an die Macht gelangt waren, machten sie sich daher daran, auch die Fußballvereine „gleichzuschalten“ und sie politisch-ideologisch auf Linie zu bringen: „Vereinsführer“ wurden installiert, „Nicht-Arier“ ausgeschlossen. Vereinsfußball wurde fortan nach den Vorgaben der Nazis gespielt oder gar nicht.
Bei Borussia Dortmund geschah die Gleichschaltung laut Studie „relativ geräuschlos“: Sie war mit der Wahl August Busses zum Vereinsführer 1934 abgeschlossen. Mit der Einführung des Führerprinzips und der Verabschiedung der Einheitssatzung der Reichssportführung habe sich auch der BVB dem neuen Regime unterworfen. Der Buchdrucker Wilhelm Röhr war zunächst der einzige bekennende Nationalsozialist und SA-Mann im Umkreis der Vereinsspitze. Nach dem Austritt Röhrs aus allen NS-Organisationen im Jahr 1939 trat Busse 1940 der NSDAP bei. Insgesamt haben Fischer und Wojatzek 67 Spieler und Funktionäre des BVB untersucht. Von ihnen gehörten sieben der NSDAP an, rund 10 Prozent. Im Umkreis der ersten Mannschaft und unter den Funktionären hatte der BVB zwischen 1928 und 1933 keine jüdischen Mitglieder. „Eventuell waren in der Jugendabteilung und in der passiven Mitgliedschaft Juden vertreten, konkrete Hinweise darauf haben sich nicht finden lassen“, heißt es in der Studie.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass „der ausschlaggebende Grund für die vergleichsweise geringe Affinität der Führung und der Mitglieder des Vereins zum Nationalsozialismus (…) in der gesellschaftlich-politischen Herkunft und Basis des Vereins und seiner Mitglieder“ lag. Aufgrund des großen Interesses wird die Veranstaltung in der kommenden Woche ein zweites Mal durchgeführt. Das komplette Fazit der Studie wird den Mitgliedern in der nächsten Ausgabe der BORUSSIA vorgestellt. Die Studie „Borussia Dortmund in der Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945“ ist im Metropol-Verlag erschienen und für 24 Euro erhältlich.