Nachbericht zum "Tag gegen das Vergessen" mit Eva Weyl

30.01.2018

Eva Weyl – Wer sie am Montag, den 29. Januar 2018, im BORUSSEUM erlebt hat, wird sie ganz sicher nicht so schnell oder gar nie vergessen. Eine beeindruckende Persönlichkeit, die viel erlebt hat, denn ihre Familie entging nur knapp der Deportation nach Auschwitz.


Eva Weyl (Bild: Wolfgang Hartwich)

Eva Weyl, damals sechs Jahre alt, wurde mit ihrer Familie ins "Zentrale Flüchtlingslager Westerbork" gebracht, von wo aus die meisten der 107.000 Menschen nach Sobibor, Theresienstadt, Auschwitz und Bergen-Belsen deportiert wurden. Nur 5.000 Menschen überlebten – eine davon ist Eva Weyl.

Seit fast 10 Jahren erzählt sie ihre Geschichte, überwiegend an Schulen an der deutsch-holländischen Grenze, aber auch in Dortmund war sie schon des Öfteren. Sie möchte aufklären und die jüngeren Generationen zu "Zweitzeugen" machen. Dafür wurde ihr nun im Januar 2018 sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Vortrag der Zeitzeugin Eva Weyl (Bild: Wolfgang Hartwich)

Rund 200 Menschen kamen zum "Tag gegen das Vergessen" ins BORUSSEUM, um Eva Weyls Geschichte zu hören und denen zu gedenken, die diese schreckliche Zeit nicht überlebt haben. Nach der Begrüßung durch BVB-Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow und der historischen Einordnung durch Rolf Fischer, kam die adrette 82-Jährige auf die Bühne.

Den "betrügerischen Schein", der in Westerbork herrschte, den verstand Eva Weyl als Kind noch nicht. Doch später wurde ihr klar: "Unsere Familie hatte unfassbares Glück". Denn unfassbar ist bis heute, was in den "Mordfabriken", wie Eva Weyl es ausdrückte, passiert ist. "Und so etwas darf nie wieder passieren. Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschehen ist", sagte sie, "aber ihr seid verantwortlich für die Zukunft und dass so etwas nie, nie wieder geschieht".

Der Historiker Rolf Fischer (Bild: Wolfgang Hartwich)

Dies erzählt sie auch allen Schülern, an deren Schulen sie regelmäßig Vorträge gibt. Und wenn Eva Weyl erzählt, ist es etwas anderes, als wenn aus einem Geschichtsbuch gelesen wird. "Das bleibt bei den Schülern kleben", erklärte sie.

Und so bekam sie als Überraschung seitens des Dortmunder Vereins HEIMATSUCHER e.V. eine ganze Reihe Briefe übergeben, die Schüler ihr geschrieben hatten mit Worten der Anerkennung, des Respekts und herzlichen Grüßen und Wünschen. Ein berührender Abschluss des Abends, der durch die eindrucksvolle Musik von Peter Sturm und Dr. Maik Hester perfekt ergänzt wurde.

Dr. Maik Hester und Peter Sturm (Bild: Wolfgang Hartwich)

Zum Ende der Veranstaltung wurde den Opfern des Nationalsozialismus mit einer Schweigeminute gedacht.

Weitere Informationen finden Sie auf den Internetseiten des BORUSSEUM und im Online-Fanzine Schwatzgelb.